Passgenaue Besetzung: Ausbildungsakquisiteur mit Betrieb
Handwerkskammer
Noch schnell ein Selfie vom Betriebsbesuch: Ausbildungsakquisiteur Halil Cesur (links) und der Betrieb ARK mit Recep Köse (2.v.l.), Eren Kotva (2.v.r.) und Adem Kondul (rechts) pflegen guten Kontakt.

Gegenseitige Unterstützung beim Weiterkommen

Erfolg im Handwerk ist keine Frage der Herkunft. Das zeigen die Projekte der Tochtergesellschaften der Handwerkskammer.

Schulabschluss, Ausbildung, Gesellenjahre, Meistertitel, eigener Betrieb – nicht immer läuft der Karriereweg im Handwerk nach diesem Muster-Lebenslauf ab. Manchmal braucht es an der einen oder anderen Stelle Unterstützung. Egal an welchen Stationen des Karrierewegs im Handwerk, die Handwerkskammer bietet über ihre Tochtergesellschaften passende Unterstützungsmöglichkeiten an, zum Beispiel im Bereich der Berufsorientierung, also ganz am Anfang des beruflichen Werdegangs. Ein weiteres Projekt ist die Ausbildungsakquise.

„In unseren Fördermaßnahmen betreuen wir Jugendliche, die sich beim Lernen und der Ausbildungsplatzsuche schwer tun. Das kann aus verschiedensten Gründen sein. Mit entsprechender Förderung können sie ihren Weg im Handwerk finden und so einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung leisten“, weiß Halil Cesur, Ausbildungsakquisiteur bei der Gesellschaft zur beruflichen Förderung (GbF) in Schweinfurt, einer Tochtergesellschaft der Handwerkskammer für Unterfranken. Er betreut seit zehn Jahren im Rahmen des Arbeitsmarktfonds vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales geförderten Projektes der Ausbildungsakquise vorwiegend Jugendliche mit Migrationshintergrund und leistungsschwächere deutsche Jugendliche und vermittelt sie in entsprechende Fördermaßnahmen. Dabei ist er oft auch in Betrieben unterwegs, die selbst von Handwerkern mit Migrationshintergrund gegründet wurden.

Netzwerk für den Nachwuchs

Ortstermin in Bergrheinfeld: In einer engen Sackgasse zwischen Scheuneneinfahrten versteckt weisen die Montage-Autos auf die Firma hin. Im kleinen Büroraum hängen akkurat zwei Meisterbriefe nebeneinander. In der Werkstatt nebenan brodelt der Wasserkocher - zur Mittagspause wird türkischer Tee serviert. Adem Kondul, Installateur- und Heizungsbauer- sowie Spenglermeister ist einer der selbst auf seinem Karriereweg Unterstützung durch die GbF erfahren hat, heute ist er Geschäftsführer seines eigenen Betrieb und bringt sich selbst als Unterstützter ein.

„Aus meiner Zeit bei der GbF habe ich heute noch viele Kontakte. Alle waren interessiert, dass aus uns was wird“, erklärt der 45-Jährige, der als Sohn türkischer Einwanderer in Schweinfurt geboren wurde. Dass aus ihm ein doppelter Meister mit eigenem Betrieb wird, das hätte er als Lehrling selbst nicht und manch anderer noch weniger vermutet. Doch sein Fleiß und Antrieb für sein Handwerk haben ihn weit gebracht. Die zusätzliche Motivation von außen – in diesem Fall durch die GbF – hat ihm geholfen. Gemeinsam mit Recep Köse führt er seit 2000 den Betrieb ARK – Sanitär, Heizung, Spenglerei. Mehr als 20 Praktikanten unterschiedlichster Nationalitäten, die eine außerbetriebliche Ausbildung bei der GbF absolvierten sowie fünf eigene Lehrlinge hat der Betrieb seitdem ausgebildet.

Über die Tochtergesellschaft der Handwerkskammer ist auch Eren Kotva zu ARK gekommen. Der 16-Jährige absolviert eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Über ein Förderprojekt, finanziert durch das Jobcenter der Stadt Schweinfurt, „erhält er einmal pro Woche nach Feierabend berufsspezifische Nachhilfe in einer Gruppe. „Das bringt wirklich was, ohne wäre die Schule für mich schwerer“, erzählt der Jugendliche mit türkischen Wurzeln.



Betriebsbesuch bei ARK Sanitär, Heizung, Spenglerei
Handwerkskammer

Haben gemeinsam viel vor: Recep Köse (links) und Adem Kondul (rechts) mit Auszubildendem Eren Kotva.

Alles ganz normal

Das Zusammen- und Weiterbringen von Betrieben und Auszubildenden ist eines der Spezialgebiete der Tochtergesellschaften der Handwerkskammer für Unterfranken wie der GbF in Schweinfurt. Die Mitarbeiter greifen dabei auf ein weitverzweigtes Netzwerk von Schulen, Institutionen und Betrieben zurück. „Dass es zwischen Jugendlichem und Betrieb passt, kann, muss aber nicht mit Migrationshintergrund beider Seiten zusammenhängen“, so Ausbildungsakquisiteur Halil Cesur. „Wir machen da keinen Unterschied“, betont auch Recep Köse. „Klar, zwischendurch, beim Tee reden wir schon mal Türkisch, das ist einfach in uns drinnen, aber auf der Baustelle nur Deutsch. Die ganzen Fachbegriffe kenne ich auch gar nicht anders.“

Wie viele Betriebe in der Region ist auch die Firma ARK immer wieder auf der Suche nach Nachwuchs. Die beiden Betriebsinhaber wollen sich für die Zukunft rüsten, sich vergrößern, mehr Mitarbeiter einstellen. Da ihre bisherigen Räumlichkeiten beschränkt sind, haben die beiden Geschäftsführer entschieden nochmal zu investieren. Ein einsprechendes Baugrundstück in der Nähe haben sie bereits erworben. Viel Platz um zu Wachsen und anderen Raum zum Wachsen zu geben.

Tochtergesellschaften der Handwerkskammer für Unterfranken

In Unterfranken sind drei Tochtergesellschaften der Handwerkskammer für Unterfranken aktiv. Die Gesellschaften zur beruflichen Förderung in Aschaffenburg und Schweinfurt wurden 1980 gegründet, die Handwerkskammer Service GmbH in Würzburg 1998. Über die Jahre ist unter anderem ein starkes Netzwerk für die Unterstützung im Übergangsbereich von Schule in Ausbildung gewachsen – zur Unterstützung für Jugendliche und Betriebe. Darüber hinaus bieten die Tochtergesellschaften ein umfangreiches und differenziertes Angebot an Dienstleistungen rund um Qualifizierung und Integration von Menschen in die Arbeitswelt.

Gesellschaft zur beruflichen Förderung Schweinfurt

 www.gbf-schweinfurt.de

Gesellschaft zur beruflichen Förderung Aschaffenburg

www.gbf-aschaffenburg.de

Handwerkskammer Service GmbH Würzburg

  www.hwk-service.de