Frau mit Blumenkranz in Feld
Julia Schindelmann/Langhaarmädchen
Die aus Würzburg stammende Friseurmeisterin Julia Schindelmann ist inzwischen eine erfolgreiche Unternehmerin. Für die Unterstützung auf ihrem Weg hat sie sich bedankt.

Danke von Herzen!

Der Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks kürt jedes Jahr die besten Nachwuchskräfte in rund 130 verschiedenen Ausbildungsberufen des Handwerks. Er besteht bereits seit über 70 Jahren und hat in dieser Zeit viele persönliche Geschichten geschrieben. Eine davon ist die der aus Würzburg stammenden Friseurmeisterin und Unternehmerin Julia Schindelmann. 2010 als Bundessiegerin – also beste Nachwuchsgesellin im Friseurhandwerk – ausgezeichnet, verantwortet die 34-Jährige heute gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin Mona Mayr eine eigene Haarpflege- und Stylingmarke und führt einen Friseursalon in München. Ein Gespräch über Wertschätzung, Dankbarkeit und den Mut, voranzugehen:

Gegen Ende des letzten Jahres erreichte die Handwerkskammer für Unterfranken eine E-Mail mit dem Betreff „Danke für eure Unterstützung". Sie haben sich darin mit sehr herzlichen Worten beim damaligen Präsidenten Hugo Neugebauer und dem Team der Kammer bedankt. Was war der Anlass dazu?

Julia Schindelmann: Durch die Geburt meiner Tochter hat für mich gerade ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Eine andere, wichtige und prägende Zeit ist dafür zu Ende gegangen. Im Rückblick habe ich vor allem nach dem Ende meiner Ausbildung zur Friseurin viel Unterstützung durch die Handwerkskammer erfahren, gerade auch durch den damaligen Präsidenten Hugo Neugebauer. Seine Worte der Wertschätzung und auch sein motivierendes Lächeln hatten immer etwas Stärkendes für mich. Und dafür wollte ich mich einfach von Herzen bedanken.

Wenn Sie auf die Zeit seit Ihrer Ausbildung zurückblicken, ist viel passiert: Meisterbrief, Selbstständigkeit, eine in vielen Ländern erfolgreiche eigene Haarpflegemarke. Das klingt nach einer Bilderbuchkarriere. Kann man das so sagen?

Es liest sich so, ja. Über weite Strecken hat es sich für mich aber überhaupt nicht so angefühlt. Zwar hatte ich immer den inneren Drang in mir, noch mehr erreichen zu wollen. Aber gleichzeitig hatte ich auch große Zweifel, ob der Weg, für den ich mich entschieden habe, der richtige ist.

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Inwiefern?

Als Fachabiturientin habe ich oft die Frage gehört, warum ich Friseurin geworden bin. Das hat mich teilweise verunsichert, aber eben auch meinen Kampfgeist gestärkt. Heute kann ich sagen: Ja, es war der richtige Weg.

Wann genau sind Sie an diesen Punkt gekommen?

Als meine Freundin und heutige Geschäftspartnerin Mona in mein Leben kam. Gemeinsam haben wir unsere geistigen Grenzen bei einem Roadtrip durch Australien gesprengt, angefangen groß zu träumen und Zukunftspläne zu schmieden, die ganz nach uns klangen. Mona war die Visionärin, ich die Umsetzerin. Durch unseren gegenseitigen Zuspruch und Wertschätzung, haben wir an uns selbst zu geglaubt und unser Leben selbst in die Hand genommen.

Was waren auf diesem Weg die größten Herausforderungen für Sie?

Da gab es einige. Die größte Herausforderung war es vielleicht, einfach mutig zu sein, mich mitzuteilen und für meine Ziele einzustehen. Das thematisiere ich auch in meinem Buch "Mutig ist das neue Schön", das Mitte März erscheinen wird.

Zeitungsausschnitte von Ehrungsveranstaltungen
Julia Schindelmann
Julia Schindelmann hat Zeitungsausschnitte aufbewahrt, die sie an die Zeit nach ihrer Ausbildung erinnern.

Wo hätten Sie sich mehr Unterstützung gewünscht?

Ich selbst habe viel mehr Unterstützung erhalten, als ich jemals hätte erwarten können. Mehr Unterstützung würde ich mir für die Kolleginnen und Kollegen wünschen, die mit ihren Salons aktuell durch sehr schwere Zeiten gehen.

Nach zwölf Jahren sind Sie jetzt an einem Punkt, an dem Sie einen Perspektivwechsel vornehmen. Als Unternehmerin möchten Sie Wertschätzung und Anerkennung, die Sie selbst auf Ihrem Weg erfahren haben weitergeben. An wen speziell?

Ganz einfach: An alle, die sich inspirieren lassen möchten. Egal welchen Alters, welchen Geschlechts oder wo sie herkommen.

Das Wort Mut spielt eine wichtige Rolle in Ihrem Buch. Welche Art von Mut braucht es denn Ihrer Meinung nach, um im Handwerk seinen Weg zu gehen?

Es braucht den Mut, den eigentlich jeder und jede in sich trägt, den wir von Zeit zu Zeit nur gerne immer wieder mal vergessen. Den Mut, zu allererst einmal an sich selbst zu glauben, sich bewusst zu machen, dass man stärker ist, als man manchmal vielleicht glaubt und dass es für die eigene Definition von Glück und Erfolg immer individuelle Wege gibt.

Gruppe am Strand
Andrea Schnupp
Erinnerungsfoto am Strand von Sopot: Als Teilnehmerin des Junghandwerkeraustausches durfte Julia Schindelmann als junge Gesellin ein Praktikum in einem polnischen Friseursalon absolvieren.

Intensives Engagement

Hugo Neugebauer, Ehrenpräsident der Handwerkskammer für Unterfranken, über die Start- und Zukunftschancen mit einer Ausbildung im Handwerk und den ungewöhnlichen Karriereweg von Friseurmeisterin Julia Schindelmann:

Herr Neugebauer, was waren Ihre ersten Gedanken, als Sie die Zeilen von Julia Schindelmann gelesen haben?

Hugo Neugebauer: Dass sich nach so langer Zeit jemand mit derart persönlichen Worten meldet, ist einfach außergewöhnlich und hat mich wirklich sehr gefreut.

Der Weg, den die ehemalige Bundessiegerin gegangen ist, ist ebenfalls außergewöhnlich, oder?

Ja, das finde ich auch. Sie ist heute eine erfolgreiche Unternehmerin, die ihre eigenen Ideen verwirklicht. Ihre handwerkliche Ausbildung ist dafür die Basis und die Weiterbildungsmöglichkeiten, die sie optimal für sich genutzt hat, sind der Treibstoff für ihre berufliche Karriere.

Welche Rolle spielt aus Ihrer Sicht das System der beruflichen Bildung bei solch einem Karriereweg?

Eine sehr wichtige. Denn es zeigt, dass das Engagement in der beruflichen Bildung Früchte trägt und die Aus- und Weiterbildung im Handwerk eine hohe Qualität hat. Das ist ein Erfolg von Vielen, die sich täglich dafür einsetzen, junge Menschen sowohl beim Start ins Berufsleben zu unterstützen als auch dabei, ihren individuellen Weg im Beruf zu gestalten.

Hugo Neugebauer, Ehrenpräsident der Handwerkskammer für Unterfranken
Daniel Röper
Hugo Neugebauer, Ehrenpräsident der Handwerkskammer für Unterfranken