
Europäische Partnerschaften
Bereits seit 1966 ist die Handwerkskammer für Unterfranken mit der Handwerksorganisation in der französischen Region Calvados-Orne freundschaftlich verbunden. 2001 kam als dritter Partner die Handwerkskammer Pommern aus Polen hinzu. Gelebte europäische Verständigung, die Förderung des Nachwuchses im Handwerk sowie gegenseitige unternehmerische Inspiration und Wissenstransfer gehören zu den Säulen der trinationalen Partnerschaft. Sie bildet den Rahmen für gemeinsame Projekte in den Bereichen Bildung, Wirtschaft und Handwerksorganisation. So finden zwischen den Partnerkammern jedes Jahr der trinationale Junghandwerkeraustausch sowie der Wirtschaftsdialog statt, Austauschprogramme für junge Gesellinnen und Gesellen bzw. Unternehmerinnen und Unternehmer aus den drei Partnerregionen.
1984
startet der Junghandwerkeraustausch mit Frankreich.
2003
findet der erste trinationale Austausch mit Polen und Frankreich statt.
624
Junge Menschen aus Deutschland, Frankreich und Polen haben insgesamt schon einmal beim Junghandwerkeraustausch mitgemacht.
2021
wurde die Agenda 2030 von allen drei Partnerkammern unterzeichnet.
Handwerk – Partnerschaft – Europa
Wir haben unsere Partner aus Frankreich und Polen zur Partnerschaft befragt. Die Zitate in den Muttersprachen finden Sie unter den deutschen Übersetzungen.
Die Stimme aus Frankreich - Bruno Choix
Seit über 40 Jahren verbindet unsere beiden Kammern eine einzigartige und fruchtbare Partnerschaft zwischen Unterfranken und der Normandie, genauer gesagt dem Calvados. Diese Verbindung, die in der deutsch-französischen Freundschaft verankert ist und von gemeinsamen Werten der Zusammenarbeit und Exzellenz genährt wird, ist ein Modell für die Zusammenarbeit im Dienste unserer Handwerker, unserer Auszubildenden und unserer Gebiete. Unsere Partnerschaft beruht auf mehreren wesentlichen Pfeilern, die ihren Reichtum und ihren Fortbestand ausmachen.
Wenn ich dieses Jubiläum feiere, möchte ich die wesentliche Rolle der Handwerkskammer für Unterfranken in dieser Partnerschaft würdigen. Ihr Engagement, ihre Offenheit und ihre ständige Bereitschaft, zu teilen und zu lernen, haben diese Zusammenarbeit zu einem echten Erfolg gemacht.
Durch diese Partnerschaft bekräftigen wir, dass das Handwerk nicht nur ein Wirtschaftsmotor ist, sondern auch eine Brücke zwischen den Völkern, ein Mittel zum Aufbau einer gemeinsamen Zukunft, die auf Vertrauen, Solidarität und Spitzenleistungen beruht.
Im Namen der Handwerkskammer Normandie-Calvados übermittle ich Ihnen meine herzlichsten Glückwünsche zu dieser 125-jährigen Geschichte und Verpflichtung. Mögen diese Bande der Freundschaft und Zusammenarbeit noch viele weitere Jahre blühen.
Mit meiner ganzen Bewunderung und Freundschaft,
Bruno CHOIX
Präsident der Handwerkskammer Normandie-Calvados
Bruno Choix
Depuis plus de 40 ans, un partenariat unique et fécond unit nos deux chambres, entre la Basse-Franconie et la Normandie, plus précisément le Calvados. Ce lien, ancré dans l’amitié franco-allemande et nourri par des valeurs communes de coopération et d’excellence, est un modèle de collaboration au service de nos artisans, de nos apprentis, et de nos territoires. Notre partenariat s’articule autour de plusieurs piliers essentiels, qui font sa richesse et sa pérennité. En célébrant cet anniversaire, je tiens à saluer le rôle essentiel de la Chambre de métiers de Basse-Franconie dans ce partenariat. Votre engagement, votre ouverture d’esprit et votre volonté constante de partager et d’apprendre ont fait de cette coopération une véritable réussite. À travers ce partenariat, nous réaffirmons que l’artisanat n’est pas seulement un moteur économique, mais aussi un pont entre les peuples, un moyen de construire un avenir commun fondé sur la confiance, la solidarité et l’excellence. Au nom de la Chambre de métiers et de l’artisanat Normandie-Calvados, je vous adresse mes félicitations les plus chaleureuses pour ces 125 ans d’histoire et d’engagement. Puissent ces liens d’amitié et de coopération continuer à s’épanouir pour de nombreuses années encore.
Avec toute mon admiration et mon amitié,
Bruno CHOIX
Président de la Chambre de métiers et de l’artisanat Normandie-Calvados
Die Stimme aus Polen - Zbigniew Stencel
Zbigniew Stencel
Der Austausch von jungen Handwerkern ist einer der wichtigsten Bereiche der Partnerschaft zwischen unseren drei Kammern. Wir haben uns von Anfang an darauf verständigt, junge Handwerker zusammenzubringen, ihnen Raum zu geben, um in einem anderen Land neue Erfahrungen im Handwerk zu sammeln und gleichzeitig zumindest ein wenig über dessen Kultur, Traditionen und Sprache zu lernen. Solche persönlichen Erfahrungen bleiben in der Regel ein Leben lang und fördern, was für uns besonders wichtig ist, den Aufbau unserer europäischen Handwerksfamilie.
Zbigniew Stencel, Präsident der Handwerkskammer Pommern
Wymiana młodych rzemieślników stanowi jeden z najważniejszych obszarów współpracy partnerskiej naszych trzech izb. O samego początku zgodnie stawialiśmy na zbliżenie młodych rzemieślników, stworzenie im przestrzeni do zdobycia nowych doświadczeń w rzemiośle w innym kraju, jednocześnie zapoznania się choć trochę z jego kulturą i tradycjami oraz językiem. Takie osobiste doświadczenia zwykle zostają na całe życie, a co dla nas szczególnie ważne - sprzyjają budowaniu naszej europejskiej rzemieślniczej rodziny.
Zbigniew Stencel, Präsident der Handwerkskammer Pommern
Die Stimme aus Deutschland - Michael Bissert
Michael Bissert
Eine weiterhin starke Interessenvertretung hinein in Politik und Gesellschaft, die Sicherung qualifizierter Fachkräfte oder auch die Wahrung des Handwerks als innovativen und inspirierenden Wirtschaftsbereich – das sind die gemeinsamen Ziele, denen unsere trinationale Handwerkspartnerschaft dient. Diese Partnerschaft lebt durch unsere langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg. Als Präsident der Handwerkskammer für Unterfranken werde ich mich weiterhin für unsere trinationale Partnerschaft einsetzen und hoffe, dass dies auch meine Nachfolger mit dem gleichen Engagement tun werden – für ein starkes Handwerk in Europa.
Michael Bissert, Präsident der Handwerkskammer für Unterfranken
Trinationaler Junghandwerkeraustausch
Eines der vielen partnerschaftlichen Projekte der drei Handwerkskammern ist der Junghandwerkeraustausch - ein beruflicher Austausch auf europäischer Ebene. Die Teilnehmer des Junghandwerkeraustausches können im Gastbetrieb gezielt praktische Auslanderfahrungen sammeln und ihren beruflichen Horizont erweitern, Gemeinsamkeiten in den Arbeits- und Produktionsweisen entdecken – oder auch Unterschiede. Von den Erfahrungen, die sie im Rahmen des Junghandwerkeraustausches sammeln, profitieren beide Seiten: Die Teilnehmer lernen eine neue Arbeitsumgebung kennen und sammeln für das weitere Berufsleben wichtige Erfahrungen. Diese können sie auch in der Arbeit in den heimischen Betrieben einfließen lassen. Umgekehrt ist der Junghandwerkeraustausch auch für die gastgebenden Betriebe eine Bereicherung. Sie lernen ebenso die Arbeitsweisen in den Nachbarländern kennen, profitieren vom gegenseitigen Austausch und können selbst ein Stück Wissen und Handwerkstradition weitergeben.
Der Junghandwerkeraustausch findet seit zwischen der Handwerkskammer für Unterfranken und der französischen Partnerkammer Calvados-Orne statt. Seit 2003 ist auch die Handwerkskammer Pommern aus Polen Teil des Austauschs, wodurch er nun trinational ist. Im jährlichen Wechsel findet der Austausch in einem der beteiligten Länder statt, 2024 in Würzburg. Ziel ist es, den Teilnehmern durch den Aufenthalt in Gastbetrieben wertvolle praktische Auslandserfahrungen zu ermöglichen und ihren beruflichen Horizont durch den Vergleich von Arbeitsmethoden und Produktionsweisen zu erweitern.
Quentin Nocetti und Bamba Bazoumanan sind fokussiert bei der Arbeit. Die beiden angehenden Kfz-Mechatroniker montieren an einem Gebrauchtwagen eine Anhängerkupplung. Die Kommunikation klappt reibungslos – auf Französisch. Denn das ist Bamba Bazoumanans Muttersprache. Er stammt von der Elfenbeinküste und absolviert im Autohaus Stumpf eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker. Französisch ist auch die Muttersprache von Quentin Nocetti. Der 20-Jährige kommt aus Caen im Norden Frankreichs und ist Teilnehmer des Junghandwerkeraustausches, der im Frühjahr 2024 in Würzburg stattfand.
Der Austausch bringt sowohl den Teilnehmenden als auch den gastgebenden Betrieben wichtige Vorteile: Während die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wichtige Erfahrungen für ihre berufliche Zukunft sammeln, gewinnen die Betriebe neue Einblicke in Arbeitsweisen und Traditionen der Nachbarländer. Gefördert wird das Projekt durch das deutsch-französische sowie das deutsch-polnische Jugendwerk.
Gruppenfoto der Teilnehmenden des Junghandwerkeraustauschs 2024 mit dem Präsidenten der Handwerkskammer für Unterfranken , Michael Bissert (4. v. r.)
„Der Junghandwerkeraustausch steht für gelebte europäische Verständigung und den offenen Austausch – nicht nur fachlich, sondern vor allem auch menschlich“
Ludwig Paul, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Unterfranken
Seit 1984 steht der Junghandwerkeraustausch für einen praxisnahen Wissenstransfer und interkulturelle Zusammenarbeit im Handwerk. Ursprünglich als Kooperation zwischen der Handwerkskammer für Unterfranken und Calvados-Orne in Frankreich gestartet, bereichert seit 2003 auch die Handwerkskammer Pommern aus Polen das Programm – heute ein trinationales Format. Jährlich wechselt der Veranstaltungsort, 2024 in Würzburg und bietet jungen Fachkräften die Chance, im Gastbetrieb praktische Auslandserfahrungen zu sammeln. Dabei erweitern sie nicht nur ihren beruflichen Horizont, sondern lernen auch, wie unterschiedliche Arbeits- und Produktionsweisen funktionieren – Wissen, das sie direkt in ihren heimischen Betrieben einbringen können. Gleichzeitig profitieren die gastgebenden Unternehmen von diesem intensiven interkulturellen Austausch, der den Blick über den eigenen Tellerrand öffnet und den nachhaltigen Transfer von Know-how ermöglicht. Unterstützt durch das deutsch-französische sowie das deutsch-polnische Jugendwerk ist der Junghandwerkeraustausch ein herausragendes Beispiel für erfolgreiche europäische Kooperation im Handwerk.
Trinationaler Wirtschaftsdialog
Der trinationale Wirtschaftsdialog bringt Handwerksunternehmer aus Unterfranken, Calvados-Orne und Pommern zusammen – mit dem Ziel, Wissen auszutauschen und das Handwerk europaweit zu stärken. „Handwerksbetriebe stehen europaweit vor ähnlichen Herausforderungen. Der Dialog fördert den Wissenstransfer und stärkt das Handwerk über Ländergrenzen hinweg“, so Ludwig Paul, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Unterfranken.
Zwischen Tradition & Moderne
Im Mittelpunkt des Programms stehen jedes Jahr in einem der drei Partnerländer Betriebsbesuche vor Ort, bei denen sich die Unternehmerinnen und Unternehmer der Partnerländer austauschen können. Hier seien viele Gemeinsamkeiten sichtbar geworden, so das Fazit von Schreinermeister Daniel Breunig, der als Teil der Delegation aus Unterfranken am Wirtschaftsdialog 2024 teilnahm. „Das Schreinerhandwerk in Polen ist ähnlich breit aufgestellt wie bei uns. Jeder Betrieb hat seine Spezialisierung und stellt hochwertige Produkte her. Besonders spannend war auch die Mischung zwischen traditionellem und modernem Schreinerhandwerk, die wir vor Ort erleben durften“, berichtet der selbstständige Schreinermeister aus Gaubüttelbrunn. Eine gemeinsame Herausforderung sei ebenfalls deutlich geworden: „Auch für die Betriebe des Schreinerhandwerks in Polen ist die Suche nach geeigneten Auszubildenden und Fachkräften nicht einfach.“
Gemeinsame Herausforderungen & Erkenntnisse
In insgesamt vier Schreinereien in der Region Danzig konnten sich die Teilnehmenden der Partnerkammern aus Unterfranken und Caen im Rahmen des Wirtschaftsdialogs 2024 ein Bild machen. Die Spannbreite reichte vom kleinen Familienbetrieb bis zum mittelständischen Unternehmen mit fast 100 Mitarbeitenden, von Handarbeit bis zum modernen Maschinenpark. Auch 2025 wird der Wirtschaftsdialog fortgesetzt, dann werden Unternehmerinnen und Unternehmer aus Polen und Frankreich in Unterfranken zu Gast sein. Der Wirtschaftsdialog zeigt: Europäische Zusammenarbeit stärkt das Handwerk und schafft wertvolle Impulse für die Zukunft.
Das Schreinerhandwerk in Danzig, Polen stand im Mittelpunkt des trinationalen Wirtschaftsdialogs 2024 der drei europäischen Partnerkammern
20 Jahre trinationale Partnerschaft: "Agenda 2030" schreibt künftige Ziele fest
Die lange und bewährte trinationale Partnerschaft feierte 2021 ihr 20-jähriges Jubiläum. Anlässlich dessen trafen sich Vertreterinnen und Vertreter der Partnerkammern zum traditionellen Austausch in Caen. Dabei unterzeichneten Vertreter der Partnerkammern die Charta ihrer französisch-deutsch-polnischen Handwerkspartnerschaft, die unter dem Titel "Agenda 2030" ein gemeinsames Leitbild der Handwerkspartnerschaft festschreibt.
"Auch wenn die Organisationen des Handwerks in Frankreich, Deutschland und Polen Unterschiede aufweisen, stehen wir doch vor den gleichen Herausforderungen", so Walter Heußlein, ehemaliger Präsident der Handwerkskammer für Unterfranken.
Und weiter: "Eine weiterhin starke Interessenvertretung hinein in Politik und Gesellschaft, die Sicherung qualifizierter Fachkräfte oder auch die Bewahrung des Handwerks als innovativer und inspirierender Wirtschaftsbereich - das sind Ziele, die uns verbinden und denen unsere Partnerschaft dienen soll." Die "Agenda 2030" definiert daher in den Bereichen Bildung, Wirtschaft und Handwerksorganisation gemeinsame Handlungsfelder, in denen gemeinsame Projekte realisiert werden sollen.
Konkret vereinbart haben die Partnerkammern, den trinationalen Wirtschaftsdialog durchzuführen. "Im Rahmen dieses Austauschs erhalten Unternehmerinnen und Unternehmer aus Deutschland, Frankreich und Polen die Gelegenheit, Betriebe und deren typische Produktions- und Arbeitsweisen bei einem Besuch im Gastland kennenzulernen. "Natürlich soll der Wirtschaftsdialog auch dazu dienen, sich auf Praxisebene auszutauschen und vielleicht sogar geschäftliche Beziehungen zu knüpfen", so Handwerkskammer-Hauptgeschäftsführer Ludwig Paul. Auch der traditionelle trinationale Junghandwerkeraustausch wird weiter fortgeführt.