
Friseurmeister Hossam Alhorani in seinem Salon in der Würzburger Innenstadt: Durch das Anerkennungsverfahren konnte er sich seine Friseurausbildung in Syrien anerkennen lassen und absolvierte anschließend die Weiterbildung zum Meister.
MeisterstoryDer Traum vom eigenen Salon
Das prickelnde Schäumen von Shampoo, der fruchtige Duft von Haarspray, das warme Rauschen des Föhns – all das erinnert Hossam Alhorani an seine Kindheit in Syrien. Damals begleitete er seine Mutter gern zum Friseur. Der Salon war für ihn ein Ort voller Eindrücke und Möglichkeiten. In den Sommerferien machte er ein Praktikum. Nach der Schule begann er eine Friseurausbildung. Wie in Syrien üblich, lernte er das Handwerk in einer Berufsschule und arbeitete parallel im Praktikumsbetrieb.
Heute steht Hossam Alhorani knapp 4.000 Kilometer von seiner Heimat Syrien entfernt in seinem eigenen Salon Samo Hair Artist in der Würzburger Innenstadt. Grauer Waschbeton an den Wänden, schwarze Stühle, weiße Frisiertische – ein moderner Kontrast zum Salon seiner Kindheit. Der Ort steht für einen Neuanfang. Im Frühjahr dieses Jahres hat der 30-Jährige ihn übernommen und ist nun erstmals sein eigener Chef. "Ich möchte unabhängig sein und meine Träume verwirklichen", sagt er. Der Weg dorthin war lang und voller Herausforderungen.
Schwerer Start in Deutschland
2016 entschloss sich Hossam Alhorani sein vom Bürgerkrieg gezeichnetes Heimatland Syrien zu verlassen. Gemeinsam mit seinem Cousin kommt er zunächst in Gießen an, im Rahmen des Asylverfahrens werden die beiden getrennt. Für den damals Anfang 20-jährigen geht es alleine weiter nach Rheinland-Pfalz in eine Erstaufnahmeeinrichtung. "Das Ankommen war schwer. Eine fremde Sprache, eine fremde Kultur – es war ein Schock", erinnert sich der junge Friseurmeister. Sich zurechtzufinden, das gelang ihm nur mit Unterstützung engagierter Helfer. "Eine Familie half uns beim Deutschlernen und stellte uns Internetzugang zur Verfügung, damit ich Kontakt nach Hause halten konnte", erinnert er sich. Parallel bemühte sich Hossam Alhorani darum, beruflich anzukommen. Nachdem er eine Arbeitserlaubnis erhalten hatte, wollte er als Friseur auch in Deutschland arbeiten. "Mir wurde immer gesagt, dass ich dafür eine Ausbildung machen muss", erzählt er. Die Aussage blieb lange in seinem Kopf. Seinen Lebensunterhalt in Deutschland bestritt der gelernte Friseur deshalb zunächst als Hilfskraft.
Neue offene Türen
Erst als er 2020 nach Würzburg kam und dort eine neue Anstellung in einem Friseursalon fand, öffneten sich neue Türen. "Meine damalige Chefin machte mich auf die Möglichkeit der Berufsanerkennung aufmerksam", berichtet Hossam Alhorani. Gemeinsam mit ihr nahm er Kontakt zu Mara Röllinger auf. Sie ist bei der Handwerkskammer für Unterfranken Ansprechpartnerin für die Anerkennung vom von im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen. „Im Verfahren vergleichen wir die Inhalte der Berufsausbildung mit den Ausbildungsinhalten des deutschen Referenzberufs“, erläutert sie. Fehlt der Lehrplan, wie im Fall von Hossam Alhorani, besteht die Möglichkeit einer so genannten Qualifikationsanalyse. „Es handelt sich dabei um eine Arbeitsprobe, in der praktische Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten nachgewiesen werden müssen“, erklärt Mara Röllinger. Hossam Alhorani absolvierte die zweitägige Qualifikationsanalyse in den Werkstätten der Handwerkskammer für Oberfranken in Bayreuth - am Ende stand die volle Anerkennung seiner Berufsqualifikation. Er durfte von nun an als Fachkraft auf Gesellenniveau in Deutschland arbeiten.
Nächstes Ziel: Meisterbrief
Das nächste berufliche Ziel hatte der 30-jährige da schon fest vor Augen: Seinen eigenen Salon, für den die Qualifikation als Meister Grundlage ist. 2023 meldete sich Hossam Alhorani in der Meisterschule am Bildungszentrum Würzburg an. "Diese Zeit war eine sehr große Herausforderung für mich", gesteht er. Obwohl er sehr gut deutsch spricht, fiel ihm der Theorieunterricht schwer. "Es ist eine Weiterbildung auf Bachelorniveau. Die Aufgaben enthielten viele Fachbegriffe, so dass ich sie zunächst ins Arabische übersetzen musste, um überhaupt etwas zu verstehen", erklärt er. Besonders der betriebswirtschaftliche Teil der Ausbildung forderte ihn. Erst im zweiten Anlauf bestand er die diese Prüfung. "Es war viel Lernstoff in kurzer Zeit, aber die Mühe hat sich gelohnt", sagt er heute. Mit dem Meisterbrief kann er nun seinen eigenen Salon führen. Gemeinsam mit einer Angestellten betreut er von Montag bis Samstag seine Kundinnen und Kunden. Wenn alles klappt, soll bald eine Ausbildungsstelle besetzt werden.
Einen besonderen Termin hat sich Hossam Alhorani bereits fest im Kalender markiert: Am 11. Juli will er sich bei der Meisterfeier der Handwerkskammer Unterfranken in Würzburg offiziell seinen Meisterbrief abholen. "Er ist für mich der Lohn für all die Arbeit und all das Lernen", freut er sich. Und natürlich bekommt der Brief einen prominenten Platz im Salon. Mit dem Meisterbrief verbindet Hossam Alhorani eine wichtige Botschaft: "Wenn du für deine Träume kämpfst, kannst du sie erreichen – egal, woher du kommst."
"Wenn du für deine Träume kämpfst, kannst du sie erreichen – egal, woher du kommst."
Hossam Alhorani, Friseurmeister