Mehrfamilienhaus in Würzburg nahezu energieautark
Im Würzburger Stadtteil Zellerau steht ein neues Mehrfamilienhaus, das die Zukunft des Wohnens neu definieren kann. Mit 25 Erdsonden, einer 90-kW-Wärmepumpe und Balkon-Photovoltaik für jeden Mieter setzt das Projekt Maßstäbe. Eine hauseigene Abwasseraufbereitung sowie zusätzliche Photovoltaik- und Windkraftanlagen auf dem Dach gehören ebenfalls zum Konzept. Dieses Modellprojekt ist ein Beispiel für energiearmes Wohnen und zeigt, wie energieautarkes Wohnen in der Zukunft möglich gemacht werden kann. "Die Herausforderung lag darin, alle Systeme so zu integrieren, dass sie sich gegenseitig optimal ergänzen", erklärt Ingenieur Frank Hoh, vom gleichnamigen Büro Hoh, der für das Gesamtkonzept der Gebäudetechnik zuständig ist.
Ein innovatives Gebäudekonzept
Ein wichtiger Baustein des Projekts ist ein System, das Heizen, Kühlen und Warmwasseraufbereitung zentral steuert und dabei auf Wärmerückgewinnung aus Abluft, Abwasser und dem Sondenfeld setzt. Durch eine Hochleistungsfußbodenheizung mit niedrigen Vorlauftemperaturen wird die Effizienz der Wärmepumpe maximiert. Ein weiterer innovativer Ansatz ist das Wassermanagement: Grauwasser aus Waschbecken und Duschen wird gesammelt und aufbereitet, um als Toilettenspülung wiederverwendet zu werden. Regenwasser vom Retentionsdach ergänzt das System. "Dadurch reduzieren wir den Trinkwasserverbrauch erheblich", so Frank Hoh.
Balkon-PV als multifunktionales Element
Die Balkon-Photovoltaikmodule dienen nicht nur als Geländer, sondern versorgen Mieter direkt mit Strom. Eine zentrale PV-Anlage und eine Windkraftanlage auf dem Dach erzeugen zusätzlichen Allgemeinstrom, der in einem Batteriespeicher gespeichert wird. Mieter können ihren Energieverbrauch über eine webbasierte Visualisierung verfolgen, was das Bewusstsein für den eigenen Energieverbrauch stärkt.
"Das Modellgebäude demonstriert eindrucksvoll, wie energiearmes Wohnen heute schon Realität sein kann und wie das Handwerk die Energiewende aktiv mitgestaltet," so Valentin Meyer, Nachhaltigkeitsexperte bei der Handwerkskammer für Unterfranken. Die verbaute Technik wird nun über zwei Jahre beobachtet und soll Fragen beantworten, wie: Sind die Ansätze für Bauherren wirtschaftlich oder wie wartungsintensiv ist die extra einfach gehaltene Umsetzung der innovativen Technik? Ziel des Neubaus ist, zu zeigen, dass es nur etwas Mut und Durchsetzungsvermögen benötigt, zukunftsfähig zu bauen. Heute ist das Gebäude energiearm. Mit den Erkenntnissen von morgen ist das nächste Gebäude vielleicht schon energieautark.