Zwei Männer in einer Werkstatt, schauen gemeinsam auf ein Werkstück
Nadine Heß
Leif Deuse (li.) und Ausbilder Sebastian Baier beim gemeinsamen Besprechen eines Kundenauftrags: für beide machen vor allem die Vielfalt und komplexe Technik das Büchsenmacherhandwerk interessant.

Waffenschmiede, Talentschmiede, Siegerschmiede

Als Leif Deuse sechs Jahre alt war, machte sein Vater den Jagdschein. „Er nahm mich damals mit in eine Büchsenmacherwerkstatt. Die Atmosphäre und Ausstrahlung dieses Ortes haben mich sofort in den Bann gezogen“, erinnert er sich. Heute ist Leif Deuse 21. Aufgewachsen in der Nähe von Hamburg, lebt er seit über drei Jahren in Unterfranken. Er ist frisch gebackener Geselle im Büchsenmacherhandwerk, seine Ausbildung hat er bei Frankonia in Rottendorf bei Würzburg absolviert.

Bayerns bester Büchsenmacher

Wenn Leif Deuse am Hauptsitz des Unternehmens die Büchsenmacherwerkstatt betritt, spürt er sofort wieder die spezielle Atmosphäre dieses Ortes. Gleich hinter der schweren Eingangstür befindet sich sein Arbeitsplatz. An die 20 Metallfeilen liegen sauber aufgereiht an Rand der Arbeitsfläche. Daneben leuchtet ein bunter Satz nagelneuer Inbusschlüssel – jede Größe hat ihre eigene Farbe. „Das hilft enorm, bei der Arbeit gleich den richtigen Schlüssel zu erwischen“, schmunzelt Leif Deuse. Als Büchsenmacher stehe er bei jedem Kundenauftrag vor einer neuen Herausforderung. „Ich muss mich in jede Aufgabe wieder neu hineindenken. Das macht die Arbeit wirklich spannend“, erzählt er. In der Ausbildungswerkstatt der Frankonia Handels GmbH & Co. KG sind aktuell sieben Auszubildende über alle drei Lehrjahre beschäftigt. Leif Deuse war bis zum Sommer einer von ihnen – mit seinem Gesellenstück hat er in der Deutschen Meisterschaft im Handwerk den Sieg auf bayerischer Ebene erreicht, Anfang November hat er es zudem ins Rennen auf Bundesebene geschickt. Mit seinem Landessieg reiht er sich in eine lange Erfolgsserie für das Büchsenmacherhandwerk „Made in Unterfranken“ ein, denn der unterfränkische Jagdausstatter sammelt nahezu jedes Jahr Auszeichnungen im größten Berufswettbewerb des Handwerks.

Waffenschmiede und Siegerschmiede

Wer sich auf die Spuren dieses Erfolgs begeben möchte, findet Antworten bei Werkstatt- und Ausbildungsleiter Sebastian Baier und seinem Team. Sie unterstützen den Nachwuchs nach Kräften die handwerklichen und technischen Besonderheiten des Büchsenmacherhandwerks zu erlernen. Und die sind sehr komplex: Jede Waffe hat ihr eigenes System, das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten und Baugruppen ist von Modell zu Modell individuell aufgebaut. Landessieger Leif Deuse formuliert es so: „Mich faszinieren die technischen Abläufe, die in den Systemen stecken. Bei älteren Waffen begeistert mich zudem, wie die Bauteile zusammenspielen und wie sie damals mit einfacheren Mitteln hergestellt wurden.“ Die Begeisterung für das Thema verbinde alle in der Ausbildungswerkstatt, bestätigt Leiter Sebastian Baier. „Nahezu alle Kolleginnen und Kollegen sind privat in der Jagd oder im Schützensport aktiv“, berichtet er, „nur wer dieses private Interesse hat, kann als Büchsenmacher auch richtig gut werden.“

Ursprüngliches Handwerk und komplexe Technik

Wer Büchsenmacher werden möchte, benötigt neben technischem Verständnis vor allem handwerkliches Geschick und auch eine gute Portion Geduld. „Die Bauteile sind teilweise winzig. Es kommt zudem auf millimetergenaues Arbeiten mit der Hand an“, so Ausbildungsleiter Sebastian Baier. Die Büchsenmacher der Frankonia betreuen Kunden aus ganz Deutschland und darüber hinaus. Sie reparieren Waffen, fertigen Ersatzteile, bauen neue Modelle und führen technische, mechanische oder optische Anpassungen durch – das sogenannte Tuning. Leif Deuse schätzt diese Bandbreite an seinem Handwerk – und vor allem den fachlichen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen. „Jeder hilft jedem“, sagt er, und Ausbilder Sebastian Baier ergänzt: „Wir haben von Auszubildenden bis zu Kollegen mit fast 50 Jahren Berufserfahrung ein breit aufgestelltes Team.“ Wer als Auszubildender in dieses Team kommt, kann mit ihm wachsen und immer besser werden. Leif Deuse hat diese Chance genutzt und einen großen Erfolg in der Deutschen Meisterschaft im Handwerk erzielt. Er wird sicherlich nicht der letzte erfolgreiche Absolvent aus der Waffen- und Siegerschmiede der Ausbildungswerkstatt der Frankonia sein.



Acht Erfolge für unterfränkische Nachwuchstalente

Zu den besten Gesellinnen und Gesellen Bayerns gehören in diesem Jahr insgesamt acht Nachwuchshandwerker, die ihre Ausbildung im unterfränkischen Handwerk absolviert haben. Die Landessiegerinnen und -sieger in der Deutschen Meisterschaft im Handwerk wurden am Freitag, 24. Oktober 2025, in Bamberg offiziell geehrt.

Landessieger/innen 2025

  • Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik: Mika Turnage
    Ausbildungsbetrieb: Heizungsbau Jürgen Brönner, Gräfendorf
  • Automobilkaufmann: Maximilian Cyrnik
    Ausbildungbetrieb: Autohaus Ehrlich GmbH, Aschaffenburg
  • Büchsenmacher: Leif Deuse
    Ausbildungsbetrieb: Frankonia Handels GmbH & Co. KG, Rottendorf
  • Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk, Schwerpunkt Bäckerei: Alicia Barthelmes
    Ausbildungsbetrieb: Bäckerei Peter Schmitt GmbH, Bad Kissingen
  • Feinwerkmechaniker, Fachrichtung Zerspanungstechnik: Dennis Kreher
    Ausbildungsbetrieb: REUTER TECHNOLOGIE GmbH, Alzenau
  • Informationselektronikerin, Fachrichtung Brandschutz- und Gefahrenmeldeanlagen: Lucia Faust
    Ausbildungsbetrieb: Gleich GmbH, Aschaffenburg
  • Kraftfahrzeugmechatroniker: Hannes Wirsing
    Ausbildungsbetrieb: Autohaus Hölzer, Bad Kissingen
  • Malerin und Lackiererin, Fachrichtung Kirchenmalerei und Denkmalschutz: Luzia Meier
    Ausbildungsbetrieb: Fuchs Denkmalpflege, Eisingen
 

Presseinformation

Die Presseinformation zur Ehrung der Landessieger/innen 2025 finden sie hier:

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