Zwei Metallbauer am Bildschirm einer CNC-Maschine
Rudi Merkl
Das Handwerk ist geprägt durch familiäre Strukturen. Es findet Lösungen und steht für Zukunft. Das sind starke Argumente für eine Ausbildung im Handwerk

Ausbildungsmarkt zeigt sich weiter krisengeprägt

Im vergangenen Jahr starteten 2.530 junge Menschen mit einer Ausbildung im unterfränkischen Handwerk ins Berufsleben. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der neuen Auszubildenden um 1,4 % zurückgegangen. In absoluten Zahlen entspricht das 33 Ausbildungsverträgen weniger. Damit pendelt sich die Zahl der neuen Auszubildenden auf dem Niveau der vorangegangenen zwei Corona-Krisenjahre ein, das Vor-Corona-Niveau wurde jedoch nicht erreicht. Dennoch: Betriebe setzen bei der Fachkräftesuche weiter auf das Instrument Ausbildung. Für den Ausbildungsstart 2023 sind bereits über 2.000 Ausbildungsangebote in der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer für Unterfranken eingetragen. „Um Fachkräfte zu qualifizieren sowie frühzeitig und langfristig an sich zu binden, ist und bleibt die duale Ausbildung das Mittel der Wahl der Unternehmen“, erklärt Ludwig Paul, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Unterfranken. Und weiter: „Dieser hohe Stellenwert der dualen Ausbildung wird endlich auch verstärkt von der Politik erkannt, die zuvor leider viele Jahre hat verstreichen lassen und die berufliche Bildung hinter die akademische gesetzt hat. Jetzt braucht es hohe Investitionen und schnelle Taten, um die berufliche Bildung effektiv zu stärken und dem Fachkräftemangel langfristig zu begegnen.“ 

Grafik - Neue Lehrverträge 2019 - 2022
Handwerkskammer für Unterfranken
Entwicklung der Anzahl neu eingetragener Lehrverträge im unterfränkischen Handwerk (jeweils zum Stichtag 31.12.)

Vielfältige Herausforderungen

Der demografische Wandel bleibt eine der Hauptursachen für die schwierige Ausbildungssituation. Die Zahl der Schulabgänger befindet sich seit 2019 in einer Talsohle (vgl.  Regionalisierte Schüler- und Absolventenprognose des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus). „Wir spüren zudem weiterhin die Auswirkungen der eingeschränkten Berufsorientierungsmöglichkeiten aus den Corona-Jahren und die Verunsicherung, die in dieser Zeit bei vielen jungen Menschen entstanden ist“, so Ludwig Paul.

63

Die Auszubildenden im unterfränkischen Handwerk stammen aus 63 verschiedenen Nationen.

Bei den Ausbildungszahlen des vergangenen Jahres macht sich zudem ein weiterer Aspekt bemerkbar: Nach starken Jahren seit 2018, sind 2022 deutlich weniger junge Menschen mit Fluchthintergrund in eine Ausbildung im unterfränkischen Handwerk gestartet. Insgesamt registrierte die Handwerkskammer für Unterfranken 115 (Vorjahr: 170) neue Lehrverträge mit jungen Menschen aus den acht häufigsten Asylantragsländern (Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien). Grundsätzlich haben nach der Flüchtlingskrise 2015 und über die daraufhin aufgesetzten Qualifizierungsprogramme über zwei bis drei Jahre hinweg zahlreiche Flüchtlinge den Weg ins Handwerk gefunden. Und diese Menschen bleiben eine wichtige Zielgruppe für die Ausbildungsbetriebe. Das gilt übrigens nicht nur für die Asylantragsländer, sondern ganz allgemein. Generell gab es 2022 im unterfränkischen Handwerk Auszubildende aus 63 verschiedenen Nationen. Das zeigt eindrücklich die Integrationskraft des Handwerks.

Appell an Jugendliche und Eltern

Ganz unabhängig vom Schulabschluss und der Herkunft bietet das Handwerk spannende Zukunftsperspektiven in rund 130 verschiedenen Berufen. "Qualifizierte Handwerkerinnen und Handwerker werden gebraucht – bei der Umsetzung der Energie- und Mobilitätswende, der Schaffung von Wohnraum, der digitalen Transformation sowie für die wohnortnahe und nachhaltige Versorgung einer immer älter werdenden Bevölkerung“, erklärt Ludwig Paul. Gemeinsam richten er und Handwerkskammer-Präsident Michael Bissert ein Appell an Jugendliche und Eltern: „Handwerk ist ein Stabilitätsanker. Das Handwerk ist geprägt durch familiäre Strukturen. Es findet Lösungen und steht für Zukunft. Das sind starke Argumente für eine Ausbildung im Handwerk.“
Eine Chance für junge Menschen, Ausbildungsberufe im Handwerk kennenzulernen, bietet seit diesem Schuljahr der  Tag des Handwerks an bayerischen Schulen.

Handwerk ist ein Stabilitätsanker.  

Ludwig Paul, Hauptgeschäftsführer, und Michael Bissert, Präsident der Handwerkskammer für Unterfranken