Reformation, Reformationsjubiläum 2017
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Am 31. Oktober 2017 jährt sich der Thesenanschlag Martin Luthers zum 500. mal. Seine Ideen waren Anstoß für viele gesellschaftliche Entwicklungen, die bis heute nachwirken. Auch die Imagekampagne des Handwerks würdigt das Wirken Martin Luthers mit zwei Sondermotiven.

"Die Reformation prägt unser Berufsbild bis heute"

Interview mit der Würzburger Dekanin Dr. Edda Weise

Am 31. Oktober 2017 wird das 500. Reformationsjubiläum mit einem bundesweiten Feiertag begangen. Der Thesenanschlag Martin Luthers an der Schlosskirche zu Wittenberg im Jahr 1517 hatte großen Einfluss auf viele Bereiche des gesellschaftlichen Lebens und wirkt auch im Handwerk noch heute nach. Interview mit Dr. Edda Weise, Dekanin des evangelisch-lutherischen Dekanats Würzburg.



Handwerkskammer für Unterfranken: Warum ist das 500. Reformationsjubiläum ein besonderes Jubiläum?

Dr. Edda Weise: Der Thesenanschlag Martins Luthers an der Schlosskirche zu Wittenberg hat eine sehr große weltweite Wirkungsgeschichte entfaltet. Unsere Lebensweise, unsere Vorstellungen z.B. von Familie und Beruf wie unsere Sprache gehen auf die damals in Gang gesetzten Entwicklungen zurück. Erst durch die Bibelübersetzung Martin Luthers wurde unsere Sprache zu einer deutschen einheitlichen Sprache. Die Schriften Luthers hatten zudem großen Einfluss auf unser Bildungssystem. Darauf, dass jeder Mensch lesen und schreiben lernen und sich dadurch selbst Zugang zu Bildung verschaffen kann.

 

Handwerkskammer für Unterfranken: Hatte die Reformation aus Ihrer Sicht auch Einfluss auf das Verhältnis von Handwerk und Kirche?

Dr. Edda Weise: Die Reformation hatte Einfluss auf unser Verständnis von Beruf. Luthers Thesen zufolge verwirklicht sich das christliche Leben im Beruf genauso wie in den Tätigkeiten eines Geistlichen. Ein Zitat Luthers lautet: „ Die Magd, die morgens den Hof fegt, der Soldat, der für den Frieden sorgt, der Polizist, der im Regimente sitzt und Streit schlichtet, alle sind im Namen Christi am Werk – und tun ihren Beruf im Sinne einer Berufung zum Dienst an einer Allgemeinheit.“ Das heißt also, wer seinem Beruf, zum Beispiel als Schreiner, gut und richtig nachgeht, verwirklicht den christlichen Glauben ebenso wie ein Geistlicher. Diese Erkenntnis war zu Zeiten Luthers revolutionär und prägt unser Berufsbild bis heute.

 

Handwerkskammer für Unterfranken: Wo liegt für Sie die besondere Verbindung von Kirche und Handwerk?

Dr. Edda Weise: Handwerk und Kirche haben sehr viel gemeinsam und wir als Kirche haben auch viel mit Handwerkern zu tun. Wir sind eng miteinander verbunden, schon aufgrund der Tatsache, dass wir viel bauen und unsere schönen z.T. auch historischen Gebäude und Kirchen unterhalten werden müssen. Ich freue mich auch, dass wir viele gute Beziehungen am Ort haben. Wenn beispielsweise ein Spielplatz auch durch den freiwilligen Einsatz von Handwerkern entsteht, ist das immer eine schöne Sache. Wir sind froh, dass gute Handwerker bei uns bauen und unsere Bauten unterhalten.



Handwerkskammer für Unterfranken: Wie wird das Reformationsjubiläum so kurz vor seinem Höhepunkt im Dekanat Würzburg begangen?

Dr. Edda Weise: Anlässlich des Jubiläums hatten wir in den vergangenen zwölf Monaten über 160 Veranstaltungen. Unter dem Motto „Reformation ins Spiel gebracht“ haben Konfirmanden kürzlich den Altort von Sommerhausen in die Zeit der Reformation zurückversetzt. Im Museum für Franken wurde zudem die Sonderausstellung „Zwischen Riemenschneider und Reformation“ eröffnet, die noch bis Januar läuft. Und natürlich haben wir auch am Reformationstag selbst viele tolle Veranstaltungen, wie einen Festgottesdienst und ein Standkonzert auf dem Würzburger Marktplatz.

 

Handwerkskammer für Unterfranken: Freuen Sie sich auf diesen Jubiläumstag?

Dr. Edda Weise: Natürlich. Es wird ein besonderer Tag. Ich freue mich auf alle Begegnungen und schönen Veranstaltungen.

Das 500. Reformationsjubiläum

95 Thesen waren es, die Martin Luther der Überlieferung nach am 31. Oktober 1517 an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg schlug. „Mit Hammer und Nagel ließ sich schon immer Großes erreichen“ heißt es auch im offiziellen Motiv der Imagekampagne des deutschen Handwerks anlässlich des 500. Reformationsjubiläums. Ganz treffend: Denn Martin Luthers Thesen, ursprünglich verfasst als Kritik am damals üblichen Ablasshandel der Kirche, verbreiteten sich durch den Buchdruck rasant in ganz Deutschland. Martin Luther übersetzte auf der Wartburg nahe der thüringischen Stadt Eisenach zudem das Neue Testament ins Deutsche. Diese Bibelübersetzung gilt als Grundlage für die Entwicklung einer einheitlichen deutschen Sprache. Auch sonst hatten Luthers Ideen und Schriften großen Einfluss. Sie waren Ausgangspunkt für weitreichende Reformen im Kirchen-, Schul- und Sozialwesen und wirken bis in die heutige Gesellschaft nach.

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